Old but gold: Uhren von Ebel
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In der Schweiz ist es von jeher üblich, im Firmennamen der Uhrenmanufakturen die Familiennamen der Gründer zu führen, vor allem wenn sie auf ihrem Gebiet bereits auf eine gewisse Tradition zurückblicken können. Ebel aber beschreitet in dieser Hinsicht neue Wege. Eugene Blum, der sein Atelier 1911 ins Leben ruft, entscheidet sich für Ebel, nachdem er seine eigenen und die Initialen seiner Ehefrau Alice zu Eugene Blum et Levy zusammengefügt hat.
Auf den Zifferblättern, die die Manufaktur in La Chaux-de-Fonds verlassen, taucht das eigene Logo allerdings nicht sehr häufig auf. Die Manufaktur beschränkt sich vorwiegend auf den Zusammenbau von Uhren, die fast immer den Namen der Kunden tragen. Ihre Arbeit erregt jedoch Aufmerksamkeit, und die Klientel wächst langsam, aber beständig.
Die Uhren des Hauses Ebel, die selbst auf Ausstellungen Anerkennung finden und Preise verliehen bekommen, erlangen einen immer größeren Bekanntheitsgrad, und nach Ende des ersten Weltkrieges kommt der große Erfolg mit einem sehr flachen Uhrwerk, das sich trotz seines recht hohen Preises erstaunlich gut verkauft.
Charles, der Sohn des Gründers, übernimmt 1932 die Leitung des Unternehmens und fährt den von seinem Vater eingeschlagenen Kurs fort. Er vermag es, die Rezession sowie die nachfolgenden Kriegswirren erfolgreich zu meistern, und es gelingt ihm, das Verkaufsnetz der Firma auszubauen. Ebel ist nun selbst in entlegenen Ländern ein Begriff.
Es kristallisiert sich jedoch mit der Zeit heraus, dass am Uhrenfirmament von Ebel keine großen Neuerungen zu erwarten sein werden. Die Weichen für die Zukunft scheinen gestellt, doch die dritte Generation des Hauses sorgt für einen radikalen Kurswechsel.
Blum emigriert in die USA: Ungewisse Zukunft
In jungen Jahren interessiert sich Pierre-Alain Blum nicht sonderlich für Uhren. Selbst auf Anraten der Familie hin lässt er nicht von seinem Vorhaben ab, Ingenieur zu werden. Mehrere Jahre lang ist er als Student der Elektrotechnik eingeschrieben. Im Laufe der Zeit erschöpft sich jedoch seine Begeisterung, und er schreibt sich statt dessen in einem Institut für Uhrmacher ein. Doch auch in diesem Bereich zeigt er wenig Ausdauer und eines schönen Tages entscheidet er sich, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, um dort zu arbeiten.
Mittlerweile schreibt man das Jahr 1964, und die Firma in New York, für die er tätig ist, importiert Waren aus der Schweiz, Uhren inbegriffen. Sein kaufmännisches Betätigungsfeld ist ihm wie auf den Leib geschrieben. In nur wenigen Jahren steigt das Umsatzvolumen von 3 auf 21 Millionen Dollar. Der Inhaber, Lucien Pieard, erweist sich dankbar und bietet ihm eine Teilhaberschaft an dem Unternehmen an.
Pierre-Alain unterrichtet seine Eltern von der Neuigkeit, doch der Vater zeigt sich nicht sonderlich von der Idee begeistert und fordert seinen Sohn statt dessen auf, in die Schweiz zurückzukehren, um ihm in der Manufaktur zur Seite zu stehen. Um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, schreibt er seinem Sohn „sonst verkaufe ich“, worauf der Sohn antwortet „dann verkaufe ruhig“. Hätten beide auf ihrem Standpunkt beharrt, würde man heute über Ebel kaum noch ein Wort verlieren. Ein letzter Appell aus der Schweiz bringt Pierre-Alain jedoch dazu, seine Entscheidung zu revidieren und in Heimat zurückzukehren.
Schwierige Familienverhältnisse und Arbeit mit Cartier
In Chaux-de-Fonds verdient er zehntausend Dollar im Jahr, während es in Amerika hunderttausend waren. Die Zusammenarbeit mit dem Vater erweist sich als schwierig, da er immer noch als der „kleine Junge“ angesehen wird, der Anordnungen zu befolgen und Entscheidungen zu respektieren hat. Ein Unfall jedoch veranlasst Charles, sich aus der Fertigung zur ziehen, woraufhin Pierre-Alain mit der Leitung des Unternehmens betraut wird. In drei Jahren gelingt ihm, den Umsatz zu verdoppeln. 1973 überschreibt ihm der Vater 70 Prozent der Anteile, und zwei später ist Pierre-Alain alleiniger Inhaber von Ebel.
In der Firmenentwicklung spielt Cartier eine bedeutsame Rolle. In den siebziger Jahren beginnt das Pariser Unternehmen, sich stark auf dem Uhrensektor zu engagieren und sucht aus Prestigegründen eine Schweizer Manufaktur als Partner. Ein Treffen zwischen Pierre-Alain Blum und Vertretern von Cartier führt zu einer Zusammenarbeit, die sich immer besser entwickelt, aber auch die Maison aus La Chaux-de-Fonds veranlasst, ihr Renommee mit einer eigenen Kollektion auszubauen.
Ein bekannter Schweizer Designer entwirft das Modell Leader. Ende der Siebziger wird die Modellreihe Sport präsentiert. Menschen und Computer arbeiten Seite an Seite, und so führen Styling und Industriedesign zu einem Monocoque- Gehäuse (Monoblock), auf dem etliche Modelle basieren, die von Uhrenliebhabern in aller Welt geschätzt werden. Das Sport- Armband aus 190 gewundenen Kettengliedern wird noch heute produziert.
Das Modell Beluga: Ein großer Erfolg
Ein ebenso großer Erfolg wird das Modell Beluga, das, nach einer Haifischart benannt, in verschiedenen Versionen vom „Grand Modele“ bis zum „Deux Compteurs Automatique“ mit Wochentags- und Datumsanzeige angeboten wird. Die Armbandbefestigung ist versteckt ausgeführt und unterstreicht die Eleganz des einmaligen Gehäuses. Das sportlich orientierte Publikum wird mit einem Chronographen und der etwas anspruchsvollere Kunde mit einem automatischen Quantieme Perpetuel Mondphase bedient.
Pierre-Alain Blum ist wie ein Vulkan. Er weitet sein Aktionsfeld sogar in Bereiche aus, die nicht viel mit Uhrmacherei zu tun haben, Öffentlichkeit aber verborgen bleiben Er ist ein glühender Vertreter modernster Marketing- und Kommunikationsstrategien. Sein Erfolg gibt ihm Recht, vor allem als sein Freund Alain Prost einen Grand Prix der Formel 1 mit einer Ebel am Hand bestreitet. Er gewinnt, und sein zum Sieg erhobener Arm katapultiert die Uhr zum Gesprächsstoff in der gesamten Automobilwelt. Er bleibt nicht der einzige Formel-1 Pilot, der eine Ebel trägt und somit für Werberummel sorgt. Auch die Sponsor-Aktivitäten nehmen erheblich zu.
Ende der siebziger und Anfang Achtziger Jahre prägt das Unternehmen den Begriff „Architekten der Zeit“. Dieser Slogan soll die Philosophie prägnant beschreiben und dient ebenfalls als Vehikel für das Engagement auf kultureller Ebene. Man sponsert Konzerte und restauriert alte Gebäude, wie beispielsweise im Zentrum von Manhattan, die Backsteinfassade aus dem Jahre 1910 mit einer ganz nach den Bedürfnissen von Ebel USA ausgerichteten modernen Innenarchitektur kombiniert.
Ein Beispiel ist auch die Villa Turca in La Chaux-de-Fonds, von Charles Edouard Jeannert bekannt als Le Corbusier. Die Stadt der Uhren ist Geburtsort des berühmten Architekten, und zu seinem Geburtstag ehrt ihn Ebel mit Weihung der Villa Turca als Public- Relations- Zentrum.
Ebel eröffnet Boutiquen auf der ganzen Welt
In aller Welt eröffnet Ebel nun Boutiquen, die neben Uhren auch Schmuck, Brillen und Federhalter anbieten. Anfang der Neunziger unterzeichnet Ebel mit einem der bedeutendsten britischen Hersteller von Lederartikeln ein Abkommen. Alle Aktivitäten, die Ebel auf der ganzen Welt bekannt machen, unter anderem auch die Messepräsentation in Basel, vertraut man der Erfahrung und dem guten Geschmack einer Frau an, die nicht nur eine begnadete Innenarchitektin ist, sondern auch ein Studium des Pianoforte am Pariser Konservatorium absolvierte und sich zudem als Journalistin betätigte.
Im Jahr 1986 wird zur Feier des 75. Jahrestages der Firmengründung das Modell 1911 vorgestellt, das nicht nur an das Gründungsjahr, sondern auch an die traditionellen Elemente Qualität und Ästhetik erinnern soll. Ebenfalls Mitte der Achtziger Jahre präsentiert man die Voyager, eine Automatic mit einer Mechanik, die synchron zur lokalen Zeit auch die Zeit in allen wichtigen Großstädten der Welt anzeigt. 1990 entschließt sich Ebel, in Italien ebenfalls eine Filiale zu eröffnen. Von dort kommt die Idee, eine Uhr für Linkshänder zu produzieren.
1991 feiert die Maison ihr achtzigjähriges Bestehen, und die neue Kollektion beinhaltet unter anderem einen Chronographen aus Weißgold mit oder ohne ewigem Kalender, beide mit Automatic, die Lady 1911, die Junior 1911, die Beluga Junior und eine neue Voyager, Atlas getauft, in vier verschiedenen Zifferblatt-Versionen aus mehrfarbigem Email.
Von diesem Modell erscheinen 320 Exemplare, 80 von jeder Zifferblattvariante. Ebenfalls im Jahr 1991 erblickt die weitere neue Kollektion das Licht der Welt, die Lichine. Mit einem Namen der dem Grand Cru Class du Medoc dem Chateau Prieure-Lichine, gewidmet ist, präsentiert sich eine Uhr einer Uhrenschmiede, die wie Weingut ebenfalls außergewöhnlich ist.
Die Moderne von Ebel: Die Voyager
Es werden zwei Versionen mechanischen Werken vorgestellt: die Automatic mit zwei Federtrommeln und eine Automatic mit Anzeige der Gangreserve. Das Gehäuse ist Gold, die Zifferblätter in drei Deign Varianten, Patchwork, Rosette Rayon d’Soleil, mit breit gefäche Farbpalette und in den Größen Senior und Junior erhältlich.
Ende 1991 stellt sich dieses Modell in einer Edition Platin mit Guilloche- Zifferblatt, und in Erinnerung an das achtzigjährige Jubiläum, in einer Auflage von 80 Exemplaren vor. 1992 schließlich gibt es das Gehäuse auch in einer Stahl Version mit Leder- oder Metallarmband Auf der Orogemma di Vice 1992 stellt Ebel eine neue Voyager mit ungewöhnlichem Zifferblatt vor, Modell „Geo“.
Darauf ist ein Ozean zu sehen, auf dem die Kontinente abgebildet sind. Sie ist in einer Version Stahl, Stahl/Gold oder Gold erhältlich; die Ausführungen der Zifferblätter variieren zwischen mattiertem Silber, Schwarz oder mattiertem Gold: das Werk weist einen automatischen Aufzug auf. Passionierte Taucher können zwischen mehreren neuen Versionen der Discovery wählen, die unter Wasser einem Druck von 20 Atmosphären standhält. Unter den in neunziger Jahren in Kommission gestellten Modellen sticht besonders eine Automatic mit Chronograph, ewigem Kalender und Mondphase hervor.
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