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Kalender
Wenden wir uns nun zunächst der Armbanduhr mit einfacher Datumsanzeige oder einfachem Kalendarium zu. Für sie wurden im Laufe von neun Jahrzehnten die unterschiedlichsten Formen und Möglichkeiten ersonnen, das Datum und ggf. auch noch Wochentag, Monat und Mondphasen darzustellen.
Dabei macht es technisch kaum einen Unterschied, ob die Indikationen mittels entsprechender Scheiben durch Zifferblattausschnitte oder mit Hilfe von Zeigern und demgemäss bedruckten Zifferblättern erfolgen. Die gewählte Anzeigeform unterliegt, wie vieles bei der Armbanduhr, zumeist modischen Ansprüchen. Allerdings lassen sich digitale Indikationen in aller Regel besser und leichter ablesen als analoge.
Bei allen Datums – oder Kalenderwerken wird im wesentlichen auf gleiche Konstruktionsprinzipien zurückgegriffen: Berücksichtigung der wahren Monatslänge täglich um eine Position, von 1 bis 31, weiter. In Monaten mit weniger als 31 Tagen sind also Korrekturen mit der Hand unumgänglich. Auch die Anzeige der Wochentage wird täglich fort geschaltet, nur mit dem Unterschied, dass deren Abfolge regelmäßig und deshalb immer stimmig ist.
Bei den Monatsanzeigen sind diejenigen mit ausschließlich manueller Fortschaltmöglichkeit von solchen zu unterscheiden, die mit dem Räderwerk gekoppelt sind. Letztere bewegen sich in der Nacht vom 31. auf den 1. um einen Monat weiter, bleiben also nach Monaten mit 31 Tagen weiterhin korrekt.
Wird am Ende kürzerer Monate ein manuelle Datumskorrektur vorgenommen, erfolgt automatisch auch die Korrektur der Monatsindikation. Zur Korrektur der beschriebenen Anzeigen besitzen die meisten Armbanduhren mit vollständigem Kalendarium Drücker, die im Gehäuserand eingelassen sind und häufig eine Doppelfunktion ausüben, z. B. leicht eingedrückt den Monat, fest zusätzlich noch den Wochentag fort schalten.
Bei neueren Konstruktionen lassen sich die Indikationen, wie bei den meisten Armbanduhren mit einfacher Datumsanzeige, mit Hilfe der Krone verstellen.
Der ewige Kalender
Der Ewige Kalender bildet innerhalb der Uhrmacherei den unangefochtenen Superlativ. Mögen die Meister des Tourbillon sich nicht zurückgesetzt fühlen – zumal sie ja auch häufig beide Fertigkeiten beherrschen. Aber der „Ewige“ verfügt mit seinen Funktionen über eine derartige Komplexität und technische Finesse, dass nicht nur der Laie staunt, sondern sich auch der Fachmann wundert.
Tag, Wochentag, Wochenzähler, Monat, Jahreszeit, Schaltjahresanzeige und Mondphase werden über die Jahre hinweg präzise dargestellt, ungeachtet der geraden und ungeraden Monate oder gar des Schaltjahres. Die Uhrmacher von IWC komplettierten als einzige Manufaktur sogar das Kalendarium um die vierstellige Jahreszahl, die Unternehmensschwester Jaeger-LeCoultre bildet immerhin noch die zwei wesentlichen – letzten Ziffern ab.
Die Beschäftigung mit der Uhr wirft automatisch Fragen nach den Ursprüngen der Zeitrechnung auf. Woher stammt die heute gültige Zählweise des Kalenders, weshalb gibt es das Schaltjahr und warum funktionieren fast alle „Ewigen Kalender“, jedenfalls sofern sie sich am Handgelenk befinden, „nur“ bis zum Jahre 2100 ohne manuelle Korrektur? Nach dem Gregorianischen Kalender (der für den größten Teil der Erde gültig ist) hat das Jahr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden.
Da uns nach dieser Rechnung jedes Jahr fast sechs Stunden „verloren gehen“, schieben wir alle vier Jahre ein Schaltjahr mit 366 Tagen ein, in dem der Februar 29 statt der sonst 28 Tage hat. Weil das aber nun genau sechs Stunden pro Jahr ausmacht (gut elf Minuten zuviel), ist eine Korrektur in der anderen Richtung notwendig. Deshalb fallen alle Schaltjahre aus, die durch 100 teilbar sind, sie haben die normalen 365 Tage.
Nach hundert Jahren haben wir aber insgesamt nur rund 18 Stunden und 43 Minuten „Vorgang“ unseres Kalenders angesammelt, während wir einen ganzen Tag abziehen. Um die fehlenden 5 Stunden und 17 Minuten wieder aufzuholen, findet jedes Schaltjahr, das durch 400 teilbar ist, doch statt. Das Jahr 2000 ist solch ein Jahr, das durch dieses Hin- und Her – Korrigieren ein ganz normales Schaltjahr mit 366 Tagen und einem 29. Februar ist. Erst 2100 wissen unsere Uhren mit ewigem Kalender nicht mehr weiter – es ist eines der durch 100 teilbaren Schaltjahre, die ausfallen.
Ein Blick in die Zeit – Geschichte führt uns mehr als 5000 Jahre zurück zum Volk der Sumerer. Die Beobachtung des Mondes war Grundlage für eine Berechnung des Jahres mit zwölf Monaten zu je 30 Tagen, eine beachtenswerte Annäherung an die Wirklichkeit. Der nächste Schritt landet bei den alten Römern. 46 v.Chr. entschloss sich der große Julius Cäsar, das herrschende Zeitchaos zu beseitigen. Zwölf Mondmonate á 29 1/2 Tage ergaben nach Adam Riese 354 Tage, zwar schlugen die Römer noch einen Tag drauf (gerade Zahlen brachten Unglück), heraus kamen aber trotzdem zehn Tage zu wenig.
Das summierte sich natürlich im Laufe der Jahre ganz erklecklich. Cäsar griff auf die Berechnungen des griechischen Astronomen Hipparchos zurück, der bereits 150 Jahre zuvor die Länge des Sonnenjahres mit 365 Tagen, 5 Stunden, 5 5 Minuten und 12 Sekunden erstaunlich genau ermittelt hatte. Grob gesprochen – auf die Feinheiten kam später dann Papst Gregor – waren dies 365 1/4 Tage, das Schaltjahr mit dem zusätzlichen Tag im Februar war geboren. Zunächst verteilte Cäsar die zehn zusätzlichen Tage auf die verschiedenen Monate, die auf nun 30 bzw. 31 Tage anwuchsen.
Nur der letzte Monat Februar ging leer aus und blieb somit bei 29 bzw. im Schaltjahr 30 Tagen. Wie kommt es aber, dass er auch noch einen weiteren Tag verlor? Dies hängt mit Kaiser Augustus zusammen, der sich nach Julius Cäsar in der Monatsbezeichnung Juli nun im August verewigen wollte und zu diesem Zweck dem ohnehin schon geschwächten Februar einen Tag klaute. Gerade Zahlen galten, wie bereits erwähnt, ohnehin als Unglückszahlen, und 31 Tage sollten es schon sein.
Wir machen einen weiteren Zeitsprung zu Papst Gregor (1532-1585). Zehn Tage, die es nie gab, mit diesem Paradoxon sollte er in die Geschichte eingehen. Cäsar hatte nämlich eine winzige, aber auf die Jahrhunderte gesehen wirkungsvolle Ungenauigkeit hinterlassen. 0,0078 Tage pro Jahr oder 11 Minuten und 14 Sekunden pro Tag schoss das Julianische Jahr über das Ziel hinaus. Alle 128 Jahre wurde demnach ein Schaltjahr zu viel begangen. Gregor tilgte also kurzerhand die Tage zwischen dem 4. und 15. des Oktober 1 5 82.
Und nun kommt der wunde Punkt, warum die heutigen „Ewigen Kalender“ nur ein eingeschränktes Prädikat „Gebaut für die Ewigkeit“ erhalten können. Papst Gregor verfügte nämlich mit der Bulle „Inter gravissimas“, dass im Zeitraum von 400 Jahren je drei Schaltjahre auszufallen haben, und dies stets zu den Jahrhundert – Endjahren, die durch 400 nicht ganz-zahlig teilbar sind. So fand im Jahr 1700, 1800 und 1900 der 29. Februar nicht statt und er wird im Jahr 2100 (!) und 2200 ebenfalls nicht stattfinden. Erhalten bleibt er aber im Jahr 2000, 2400 und 2800.
Übrigens: das Jahr ist immer noch 26 Sekunden zu lang, das wird sich aber erst in ein paar tausend Jahren mit einem zusätzlichen Tag bemerkbar machen. Betrachten wir nun die nächsten Jahrzehnte für unsere heutigen Uhren mit „Ewigen Kalender“, zeichnet sich folgende Situation ab: Das Jahr 2000 behält seinen 29. Februar, wird folglich wie jedes normale Schaltjahr angesehen. Das Jahr 2100 aber verliert den bewussten Tag, und diese Sonderlichkeit ließe sich bei aller handwerklicher Fertigkeit eines Uhrmachergenies auf dem begrenzten Raum eines Handgelenks wahrlich nicht mehr realisieren.