Wasserdichte Uhren: Alle Infos & Tipps
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Wasser und Uhrenmechanik vertragen sich nicht. Wasser im Räderwerk ist schlimmer als der sprichwörtliche Sand im Getriebe – Rost ist der Todfeind von feinen Rädchen, legt Triebe lahm und bringt jede Unruh aus derselbigen.
Dennoch ist es manchmal unvermeidlich (Regenschauer) oder gerade gewünscht (Taucheruhr), dass die Uhr in mehr oder wenig intensiven Kontakt mit Wasser kommt.
Jeder Uhrenbesitzer sollte – und hier sind ausnahmsweise auch die Anhänger der Quarz-Fraktion angesprochen – genau im Bilde sein, was er seiner Uhr im nassen Element zumuten kann. Durch adäquaten Umgang mit der Uhr sowie durch Beachtung einiger Grundregeln (> Praktische Hinweise) wird man vor unliebsamen Erfahrungen verschont bleiben.
Wichtig ist zu wissen, dass die Wasserdichtigkeit nach jedem Öffnen der Uhr neu geprüft werden muss. Nur dann kann man sicher sein, dass die Uhr, bzw. das Uhrwerk vor Schäden geschützt bleibt. Chronographen-Drücker sollten unter Wasser nicht betätigt werden, auch muss die Krone natürlich fest verschraubt sein.
Druckmessung
Für die Messung des Drucks unter und über Wasser wird die Einheit bar verwendet. Die Einheit beschreibt den Druck, der auf 1 cm² Fläche eines Körpers wirkt.
An Land herrscht auf Meereshöhe ein Druck von 1 bar – jeder Quadratzentimeter unseres Körpers wird mit 1 kg belastet. Beim Aufstieg auf einen Berg nimmt der Luftdruck ab, beim Eintauchen in Wasser nimmt er zu. Aufgrund der größeren spezifischen Dichte ist der Druckanstieg im Wassers deutlich steiler – pro 10 m Tiefe steigt der Druck um 1 bar. Somit herrscht in 10 m Wassertiefe bereits ein Druck von 2 bar!
Für die Dichtigkeitsangabe auf Uhren hat sich die Einheit ‚Atmosphäre‘ atm durchgesetzt. Vernachlässigt man Rundungsdifferenzen, so kann man 1 bar = 1 atm ansetzen. Exakt lautet die Umrechnung:
1 bar = 0,980665 atm (Atmosphäre)
Prüfung der Wasserdichtigkeit
Um zu prüfen, ob eine Uhr wasserdicht ist, hat der Uhrmacher verschiedene Möglichkeiten:
1. Nasstest
In einer Kammer, die zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, wird ein Überdruck erzeugt. Die Uhr wird aus der luftgefüllten Hälfte ins Wasser getaucht, dabei wird der Druck langsam vermindert. Ist die Uhr undicht, wird durch den in der Uhr herrschenden Überdruck die Luft durch die undichte Stelle nach außen gepresst – am Leck bilden sich kleine Luftbläschen.
2. Trockentest
In einer Kammer wird Überdruck erzeugt. Ein am Gehäuse anliegender Sensor (Feinzeiger) misst dabei, ob sich am Gehäuse eine Größenveränderung ergibt. Dies ist nur bei dichten Uhren der Fall, da durch den Überdruck in der Kammer in der Uhr ein Unterdruck entsteht, der Glas und Boden minimal verformt. Bei Undichtigkeit gleicht sich der Druck im Inneren der Uhr an, sie verformt sich nicht.
3. Kondensationstest
Etwas abenteuerlich erscheint mir die dritte Testvariante, der Kondensationstest.
Die Uhr wird ca. eine halbe Stunde in ein Gefäß mit Wasser gelegt. Anschließend wird die Uhr erwärmt und mit kaltem Wasser abgeschreckt. Kondensiert Wasser hinter dem Glas, ist die Uhr nicht wasserdicht. Dann ist das Kind allerdings auch schon (kontrolliert) in den Brunnen gefallen – die Uhr muss geöffnet und getrocknet werden.
DIN 8310: Wasserdichtigkeit
Der Begriff ‚wasserdicht‘ (water resistant) wird in der DIN Norm 8310 festgelegt. Danach gilt eine Uhr als wasserdicht, wenn sie im Neuzustand die drucktechnische Prüfung nach DIN 8310 besteht:
30 Minuten 1 m Wassersäule (~ ca. 1 bar) anschließend 90 Sekunden 20 m Wassersäule (~ ca. 2 bar)
Beim Prüfdruck entsprechen 10 Meter Wassersäule ca. 1 bar, somit wird die Uhr in diesem Test einem maximalen Druck von 3 bar ausgesetzt. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass es sich hierbei um eine gleichmäßige statische Kraft handelt, die auf das Uhrengehäuse einwirkt. Beim Schwimmen in 20 Metern Tiefe wirken zusätzliche Seitenkräfte auf die Uhr, was die Belastung deutlich erhöht. Eine bis 3 bar wasserdichte Uhr kann also niemals für einen Tauchgang bis 20 Meter Tiefe verwendet werden!
Anmerkung: Die lange Zeit übliche Bezeichnung ‚water proof‘ wurde durch ‚water resistant‘ ersetzt.
Abstufungen bei der Wasserresistenz von Uhren
In der Regel ist auf der Uhr der zulässige Maximaldruck verzeichnet. Auf dem Gehäuseboden wird der Druck in atm (Atmosphären) angegeben, auf dem Zifferblatt dagegen wird er in Metern ausgewiesen.
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss darüber, welchen Belastungen eine Uhr ausgesetzt werden kann. Hierbei handelt es sich nicht um Normen, vielmehr sind dies allgemeine Erfahrungswerte.
- Keine Angabe: Keine Wasserresistenz, Berührungen mit Wasser meiden
- 3 atm / 3 bar / 30 m: Spritzwassergeschützt, Hände waschen und Regen kein Problem
- 5 atm / 5 bar / 50 m: Baden und Duschen mit weichem Wasserdruck kein Problem
- 6 atm / 6 bar / 60 m: Baden und Duschen mit stärkerem Wasserdruck möglich
- 10 atm / 10 bar / 100 m: Duschen, Schwimmen und Wassersport möglich
- 20 atm / 20 bar / 200 m: Taucheruhr, selbst Gerätetauchen ist möglich
- 30 atm / 30 bar / 300 m: Tieftauchen möglich, Uhr hält hohem Wasserdruck stand
- 50 atm / 50 bar / 500 m und mehr: In allen möglichen Szenarien wasserdicht
Praktische Hinweise für Uhren & Wasser
Die Wasserdichtigkeit regelmäßig prüfen, idealerweise ein mal pro Jahr. Viele Uhrmacher bieten diesen Service für kleines Geld oder sogar kostenlos an, ggf. wird im Rahmen dieser Prüfung auch die Dichtung ersetzt
- Vor Gebrauch der Uhr im Wasser prüfen, ob Krone und Drücker richtig verschlossen, ggf. verschraubt, sind
- Unter Wasser bei Chronographen die Drücker nicht betätigen
- Nach außergewöhnlich starker Beanspruchung, bspw. Fall, Stoß, die Dichtigkeit zur Sicherheit prüfen lassen
- Nach Kontakt mit Salzwasser die Uhr mit Süßwasser abspülen, um Korrosion zu vermeiden
- Keine extremen Temperaturschwankungen! Aus der Sauna ins Eiswasser, aus der Sonne direkt ins kühle Meer sind extreme Belastungen für die Dichtungssysteme der Uhr
- Tritt der Fall der Fälle – nämlich Wasser – doch ein: sofort zum Uhrmacher!
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