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Taschenuhren

Diese ungeheuer große Gruppe von Uhren, die stärksten Einfluss auf die Entwicklung des Zeitgefühls des Menschen genommen hat und daher von besonderer Bedeutung für unsere Zivilisation geworden ist, hat in der deutschen Sprache kein eigenes Wort, wie „watch“ im Englischen oder „montre“ im Französischen.

Vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Taschenuhr der Inbegriff der am Körper getragenen Uhr; für die heutige junge Generation ist die Taschenuhr kein lebendiger Begriff, ja vielleicht sogar das Kennzeichen eines etwas abseits stehenden älteren und zeitfremden Menschen. Heute ist nur die Armbanduhr modern. Im 16. und 17. C. Graupner ca. 1760Jahrhundert aber war die Taschenuhr nur eine von vielen Spielarten verschiedener am Körper getragener kleiner, transportabler Uhren.

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Wir wissen kaum etwas über die Verbreitung der einzelnen Varianten und wie tatsächlich der Offizier, die elegante Hofdame oder der Diplomat und Handelsherr im 16. und 17. Jahrhundert seine tragbare Uhr verwendet hat; für den Liebhaber ergibt sich die lohnende Aufgabe, aus alten Modestichen oder zeitgenössischen Berichten ein klares Bild zu schaffen.

Von solcher Warte aus erscheint die am Ende des vorigen Jahrhunderts aufgekommene Frage, wer der Erfinder der Taschenuhr war, unwichtig. Grundsätzlich ist die Taschenuhr ebenso wenig wie irgendeine andere am Körper getragene Uhr, etwa Halsuhren, Armbanduhren, Ringuhren oder Anhängeruhren, eine Erfindung. Es sind nur Modephasen einer allerdings höchst wichtigen Entwicklung, nämlich gegen Stoß- und Erschütterung beim Gehen, Reiten oder Fahren unempfindliche Uhren zum Tragen am Körper herstellen zu können.

Federtrieb zum Antrieb der Uhr

Die Möglichkeit hierzu bot die Einführung des Federtriebes – doch ist es bis heute in tiefstes Dunkel gehüllt, wer als erster die Feder zum Antrieb eines Uhrwerkes herangezogen hat sowie wann und wo dies geschehen ist. Dank des zunehmenden Interesses an der Geschichte der Frühzeit der Entwicklung mechanischer Uhren kommen nun allmählich dokumentarische Belege zutage, die viele unbegründete Vorstellungen berichtigen.

Erstaunlich ist, wie technische Kenntnisse und uhrmacherische Leistungen in immer weiter zurückliegenden Epochen dabei auftauchen, viel früher als es seriöse Forscher vor zwei oder drei Generationen für möglich gehalten hatten. Die von Prof. Zinner, einem besonders erfolgreichen Forscher auf diesem Gebiet, zutage gebrachte Handschrift des Uhrmachers Frater Paulus Alemannus. Der erste, als gewerblicher Hersteller von am Körper getragenen Uhren namentlich genannte Meister ist Peter Henlein in Nürnberg.

Die Taschenuhren aus Nürnberg

Ein zeitgenössischer Berichterstatter Cochleus, erwähnt ihn 1512 besonders als Hersteller kleiner, 40 Stunden gehender Uhren, die man am Busen oder in einer Tasche mit sich tragen kann, einer damals anscheinend Aufsehen erregenden Neuerung. Nürnberg war zu dieser Zeit für die Fabrikation von Metallarbeiten (Waffen, Geschirr, Draht und auch von Instrumenten, wie Zirkel, Kompasse, Werkzeuge, wie bereits bei den Sonnenuhren erwähnt) einer der führenden, wenn nicht der führende Platz Europas.

Henlein hat wohl durch Anwendung der in diesen Zweigen gewonnenen Erfahrungen zusammen mit eigenen Erfindungen kleine, zum Tragen am Körper bestimmte Uhren dauerhafter, verlässlicher und sicher auch billiger zu Stande gebracht als es früher möglich war. Er hat damit die Verbreitung dieser Art von Uhren maßgeblich beeinflusst und Nürnberg einen wichtigen, neuen Gewerbezweig gebracht.

Trotzdem ist es ebenso unrichtig, Peter Henlein den Erfinder der Taschenuhr zu nennen als es falsch wäre, die Rolexfabrik als Erfinder der sich selbst aufziehenden Armbanduhren anzusehen, obwohl es deren Verdienst ist, die heute fast als Selbstverständlichkeit betrachtete automatische Armbanduhr, aufbauend auf einem Patent von Harwood, durch eine Reihe von entscheidenden technologischen Schritten gebrauchsreif gemacht zu haben.

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Seit den Tagen Peter Henleins bietet die Entwicklung der am Körper getragenen Uhren ungeheuer viel Reizvolles in technischer und künstlerischer Beziehung. Für den Sammler und den Liebhaber bestehen hier Gründe, die noch lange nicht so ausgeschöpft sind wie bei den Instrumenten und den Uhren größeren Formates.