Marcello C Polso 3311 Test
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Die Firma ‚Marcello C‘ ist ein sogenanntes ‚Private Label‘ Unternehmen. Die Firma übernimmt Design und Vertrieb der Uhren, die Fertigung wird jedoch vollständig an spezialisierte Fertigungsbetriebe auslagert. Obwohl dies manche Uhrenfans die Nase rümpfen lässt, muss man Marcello C eine glückliche Modellpolitik bescheinigen: Neben einer großen Auswahl klassischer Armbanduhren findet man ab und zu auch Spezialitäten im Programm, die in kleiner Auflage angeboten werden.
Allen Uhren gemeinsam ist die gute Verarbeitungsqualität sowie die moderate Preisgestaltung – Argumente, die Marcello C insbesondere auch für Einsteiger interessant macht.
Bei der hier vorgestellten Polso handelt es sich um eine Uhr aus der Spezialitäten Ecke. Äußerlich unscheinbar, verstecken sich die wahren Werte dieser Uhr im Gehäuseinneren. Beim verbauten Kaliber handelt es sich nämlich um ein AS 1130 der Grenchener Werkemanufaktur von Anton Schild. Entwickelt 1937 war dies eines der ersten Werke für den Einsatz in Armbanduhren. Konstruktiv wurde hierfür ein 16-liniges Taschenuhrwerk auf 13 Linien verkleinert und um sinnvolle Details wie eine Stoßsicherung ergänzt.
Durch den sich anbahnenden zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach Armbanduhren für den Dienstgebrauch sprunghaft an. Während die großen Uhrenmanufakturen eigene Werke nach den Spezifikationen des Militärs herstellten, bezogen viele der kleinen Remonteure die benötigten Werke von Anton Schild. Aus diesem Grund trägt das AS 1130 auch den zweifelhaften Beinamen ‚Wehrmachtskaliber‘. Das AS 1130 wurde über 30 Jahre in großen Stückzahlen hergestellt, bis die Produktion im Jahre 1967 eingestellt wurde.
Zifferblatt und Zeiger
Die Polso verfügt über ein schwarzes Zifferblatt, das vollständig plan ist. Zeiger und Indexe sind aus poliertem Stahl gearbeitet. Stunden- und Minutenzeiger sind in Dauphine-Form gehalten, was den klaren Charakter der Uhr unterstreicht. Die Länge der Zeiger ist knapp ausreichend, der Minutenzeiger reicht nicht ganz in die Minuterie hinein. Beide Zeiger sind mit Leuchtmasse belegt, die jedoch – ebenso wie die Leuchtpunkte oberhalb der Fünf-Minuten-Indexe – nur schwach nachleuchtet. Die kleine Sekunde befindet sich bei der Sechs, in einem sauber guillochierten Sekundentotalisator.
Die Indexe sind appliziert, was dem Zifferblatt zusätzliche Tiefe verleiht. Sie sind sauber gestanzt und akkurat gesetzt. Bei genauer Betrachtung unter der Lupe fällt auf, dass die Feinbearbeitung bei Zeigern und Indexen nur eingeschränkt erfolgte: Die Zeiger sind nicht geschliffen, die Indexe nicht feinpoliert.
Zu unserer Uhren EmpfehlungGleiches gilt für die Aufdrucke. Oberflächlich betrachtet lässt sich kein Makel erkennen. Erst die Lupe offenbart kleine unsaubere Stellen bspw. beim Druck des Markennamens. Insgesamt ist das Zifferblatt sehr klar und symmetrisch aufgebaut. Die Ablesbarkeit ist bei ausreichender Helligkeit hervorragend.
Gehäuse, Glas, Krone
Das Gehäuse besteht aus Edelstahl und ist poliert. Die Verarbeitung ist insgesamt gut, nur zwischen den Bandanstößen wurde etwas nachlässiger gearbeitet. Das Saphirglas ist leicht bombiert und ist bündig in die Lünette eingelassen. Die geriffelte Krone ist ausreichend dimensioniert, sie trägt keine Signatur. Der Gehäuseboden ist mit 6 Schrauben fixiert und mit der Seriennummer graviert. Der Boden verfügt über ein Sichtfenster aus Saphirglas. Über die Wasserdichtigkeit habe ich keine Angaben gefunden – mehr als Händewaschen würde ich dem Ticker allerdings nicht zumuten.
Uhrwerk
Highlight der Polso ist das verwendete Uhrwerk. Es handelt sich um ein Cal. AS 1130 des Herstellers Anton Schild, das zwischen 1937 und 1967 produziert wurde.
Der nostalgische Charme des Werks wird durch eine Glucydur Schraubenunruh unterstrichen, die mit nur 18.000 Halbschwingungen pro Stunde ihre Arbeit verrichtet. Eine Stoßsicherung war in der Urversion zwar noch nicht enthalten, doch für die Polso wurde eine Incabloc nachträglich eingebaut. Bei der Finissierung hat man sich viel Mühe gegeben: Genfer Streifen auf Brücken und Kloben sowie gebläute Schrauben putzen das Kaliber heraus, auf der Grundplatine unter der Hemmung lässt sich sogar eine Perlage erkennen.
Das Gangverhalten ist ohne Tadel, mit einem leichten Vorgang von ca. 6 Sekunden pro Tag kann ich sehr gut leben. Ebenso verschmerzen kann ich den fehlenden Sekundenstop. Bei Vollaufzug beträgt die Gangautonomie ca. 40 Stunden.
Armband und Schließe
Das Armband besteht aus schwarzem Leder, das mit einer Straußenprägung versehen ist. Das Band ist semi-rembordiert, was in dieser Preisklasse wirklich ungewöhnlich ist. Das helle Leder auf der Innenseite wurde mit einer Prägung des Firmennamens versehen. Die serienmäßige Dornschließe ist ohne Tadel, trotzdem habe ich sie durch eine Faltschließe ersetzt.
Fazit aus unserem Marcello C Test
Die Polso von Marcello C ist äusserlich zunächst eine schlichte und zugleich elegante Dress Watch. Der Blick durch den Glasboden offenbart jedoch dieses mal kein ETA-Werk, sondern ein längst nicht mehr produziertes AS 1130 in schöner Finissierung. Die Verarbeitung der Uhr ist gemessen am günstigen Preis sehr gut. Einziger Nachteil mag die Limitierung der Auflage auf 222 Stück sein. Falls also bei einem Händler noch ein Stück liegen sollte, lautet der Rat: unbedingt zuschlagen!
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